Eckert: «Schauen Sie hinter die Kulissen. Decken Sie auf.»
40 Journalistinnen und Journalisten haben am 1. November das zweite Themenfrühstück von sportpress.ch besucht. Im Hotel Arte in Olten hielt Hans-Joachim Eckert, früherer Vorsitzender der Fifa-Ethikkommission, ein Referat zum Thema «Ethik im Sport und die Rolle der Medien». Der 70-jährige Deutsche sagte: «Schreiben Sie viel. Schauen Sie hinter die Kulissen. Decken Sie auf.»
Hans-Joachim Eckert war als Aufräumer geholt worden und während Monaten in den Schlagzeilen. Ende 2015 sperrte er sowohl den Fifa-Präsidenten Sepp Blatter als auch den Uefa-Präsidenten Michel Platini für jeweils acht Jahre. Den beiden Funktionären wurde eine dubiose Zahlung von zwei Millionen Franken aus dem Jahr 2011 zum Verhängnis.
Auch nach seiner Absetzung durch den neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino im Frühling 2017 kämpft der Münchner Richter Eckert weiter für mehr Ethik im Sport. Er gründete mit Cornel Borbély, dem ehemaligen Vorsitzenden der Untersuchungskammer der Fifa-Ethikkommission, und mit Kommunikationsexperte Marc Tenbücken die Firma Sports Governance Unit. Das Unternehmen berät Sportverbände, Vereine und Sponsoren in Good Governance.
Nach einem 45-minütigen Referat sagte Eckert im Gespräch mit sportpress.ch-Präsidentin Janine Geigele: «Im neuen Ethikkodex der Fifa existiert das Wort Korruption nicht. Man könnte also glauben, es gebe keine Korruption mehr.» Tatsächlich seien zuletzt nur wenig Verfahren eingeleitet worden.
Natürlich sei es möglich, dass die Botschaft nach turbulenten Jahren bei den Mitgliedern angekommen sei, so der 70-Jährige. «Die Reinigung muss von innen kommen.» Stutzig gemacht hat den Deutschen aber, dass neu Delikte der Korruption nach zehn Jahren verjähren. «Aus Sicht eines Strafrechtlers ist das ein fatales Zeichen.» Während seiner Zeit in der Fifa-Ethikkommission verjährte die Korruption nicht.
In Aktion in Olten: Hans-Joachim Eckert (Bild: Alexander Wagner)
Korruption, Doping, Wettbetrug, Geldwäsche, Gigantismus, Hooliganismus, Sexismus, Rassismus: Der Spitzensport hat seine Unschuld längst verloren. Vor allem das Geld hat den Sport verseucht. «Ethik ist nicht nur für die Kirche», sagte Eckert. Die Ethik stehe über dem Sport.
Laut dem 70-jährigen Bayer müsste neben dem Internationalen Sportgericht CAS in Lausanne eine Institution aufgebaut werden, die unabhängig sei und Verstösse ahnen könne. «Wie das FBI oder Fedpol», sagte er. Im Kampf gegen die Korruption soll der Bereich Finanzierung aus den Verbänden ausgegliedert werden und dafür Aktiengesellschaften gegründet werden.
Zudem müssten die Medien darauf hinwirken, dass Verbände Richtlinien aufstellten: «So dass nichts mehr passieren kann.» Die Journalistinnen und Journalisten sollten ihre Verantwortung wahrnehmen, es seien nicht nur schöne Körper und erfolgreiche Athleten, die den Sport ausmachten. Eckert sagte: «Schauen Sie hinter die Kulissen, decken Sie auf. Gerade jetzt könnte man über die geplante Aufstockung des WM-Feldes viel schreiben.»
Sportpress.ch hat zum zweiten Mal einen Themenmorgen organisiert. Verschiedene Medien haben darüber berichtet. Zudem war Eckert Gast auf Radio SRF1 im «Tagesgespräch». Dieses kann hier nachgehört werden. (pl)