Grundkurs 2019: Der «Magglingen-Geist» – eine Quelle der Inspiration
15 Teilnehmer haben Ende November den Grundkurs von «sportpress.ch» besucht. Die 24. Austragung in Magglingen war geprägt von: neuen Erwartungen, dem Tempo – und positiven Eindrücken.
von Tim Frei
Der Sportjournalismus hat sich gewandelt, vieles ist aber gleich geblieben. Die Digitalisierung ist der Treiber der Veränderungen. Die klassischen Matchberichte von früher gibt es noch, doch sie sind nur noch auf das Spielende hin gefragt – und werden höchstens auf den Onlineportalen veröffentlicht und viel seltener in der Zeitung. Mit jeder verstrichenen Minute nach dem Schlusspfiff steigen die Erwartungen: Analysen oder der Fokus auf matchentscheidende Akteure. Sandro Mühlebach, Sport-Chefredaktor von Keystone-SDA, zeigte, dass dies auch für die einzig verbliebene Nachrichtenagentur der Schweiz gilt.
Die Geschwindigkeit hat massiv zugenommen. Dies betonten die meisten Referenten. Reto Gafner gab Einblicke, wie SRF Sport ein attraktives Programm zur Champions League bietet, obschon das Schweizer Fernsehen nur ein Livespiel pro Runde zeigen darf. Die Zusammenfassungen aller Tore vom Vorabend sind offensichtlich sehr wichtig. Am nächsten Morgen seien die Zuschauerzahlen zu diesem Beitrag hoch – natürlich wird er vor allem Online angeschaut.
Wie ist es auf der anderen Seite? Hüppi gewährt einen Einblick
Der Stellenwert der Digitalisierung hat zugenommen. Etwa beim «Storytelling» – so die neudeutsche Bezeichnung, eine Geschichte zu erzählen. Auch die Inputs zur Suchmaschinenoptimierung oder zu Social Media haben zum Nachdenken angeregt. Vermisst wurde dagegen die kritische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, die sich aus der Digitalisierung ergeben.
Höhepunkte waren der traditionelle Raclette-Abend in der Jurte auf über 875 Meter über Meer und die Podiumsdiskussion zum Thema «Der Journalist, das unerwünschte Wesen? – Das Verhältnis von Fussball und Medien auf dem Prüfstand». Matthias Hüppi, der Präsident des FC St. Gallen, gewährte einen Blick in seinen neuen Job auf der anderen Seite nach fast vier Jahrzehnten journalistischer Tätigkeit. Ehrlich und transparent sprach er über die Zusammenarbeit mit den lokalen Medien und die Social-Media-Arbeit des Vereins. Deutlich wurde in der Diskussion, dass viele Grundsätze des Sportjournalismus immer noch gelten: kritische Distanz zu den Protagonisten, Fairness, Faktentreue und vieles mehr.
Eigenen Stil finden durch Fehlervermeidung
In den Workshops wurde das Handwerk geschärft. Die Fotografen schossen Bilder von den Kunsturnern, die zwei Radiojournalisten machten einen kurzen Beitrag. Für die Printjournalisten standen die Themen Stilistik und Recherche auf dem Programm; beide Kurse leiteten Journalisten der NZZ. Daniel Germann präsentierte, wie er seine Enthüllungen im Fall Kohler erlebte. Er gab wertvolle Tipps, wie man Quellen findet und diese überzeugt, Informationen zu bestätigen.
Samuel Burgener kritisierte eingereichte Texte schonungslos – aber stets objektiv und konstruktiv. Dafür haben Redaktoren heute im schnelllebigen Tagesgeschäft kaum noch Zeit. Umso wichtiger war dieser Stilistik-Kurs für die Teilnehmer, er dürfte die Qualität ihrer zukünftigen Texte erhöhen. Wie aber entwickelt man einen eigenen Stil? «Indem man Fehler vermeidet», sagt Burgener.
An fast jeder Veranstaltung für Journalisten wird über die schwierige Lage der Branche gesprochen. Das war auch im Grundkurs nicht anders. Mit dem grossen Unterschied: Das Thema stand nicht im Fokus. Das lag an den Referenten, die Freude am Beruf ausstrahlten, und an den Kursteilnehmern, die schnell eine Gruppendynamik wie zu Schulzeiten entwickelten. Kurz: Der Magglingen-Geist wirkte inspirierend.